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Channel: Medien – Daniel Bröckerhoff
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Die Geschichte hinter dem Obama-Begräbnis-Selfie

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Es ist eines dieser Bilder, die fast jeder Mensch mit Zugang zu (neuen) Medien weltweit gesehen hat: US-Präsident Obama schießt ein Selfie mit UK-Premierminister Cameron und Dänemarks Premier-Ministerin Schmidt während der Trauerfeier für Mandela. Und die First Lady scheint nicht amused.

Das Bild ging viralst durch alle Netzwerke, auch ich habe es mit einem süffisanten Kommentar geteilt:

20131212-125231.jpg

Einige fügten noch hinzu, jetzt könne man ja sehen, wer bei Obamas die Hosen anhat.

Schwierige Interpretation

Ich fand diese Interpretation schon schwierig, auch wenn ich mich selber amüsiert hab. Aber Bilder bilden immer nur eine Hundertstelsekunde der Realität und einen Ausschnitt davon ab.

Das merkt auch der Fotograf des Bildes Roberto Schmidt an, der auf den AFP-Blogs über die Entstehung des Bildes berichtet:

In reality, just a few seconds earlier the first lady was herself joking with those around her, Cameron and Schmidt included. Her stern look was captured by chance.

Er hätte die Bilder aus einem Reflex heraus geschossen und sich nichts weiter dabei gedacht:

At the time, I thought the world leaders were simply acting like human beings, like me and you.

Zu der Kritik von einigen, dass man sich auf einer Gedenkfeier nicht so benehmen sollte, erst Recht nicht als Weltpolitiker meint Schmidt:

I doubt anyone could have remained totally stony faced for the duration of the ceremony, while tens of thousands of people were celebrating in the stadium. For me, the behaviour of these leaders in snapping a selfie seems perfectly natural.

I see nothing to complain about, and probably would have done the same in their place.

Es ist aber genau das, was die Bilder so einzigartig macht, dass sie weltweit geteilt wurden. Sie zeigen, dass auch die mächtigsten Menschen der Welt nichts Besonderes sind, sondern: Menschen.

Entzauberte Politiker

Sie entzaubern die Politiker auf eine sympathische, authentische Art, indem sie festhalten, dass sie das tun, was Millionen Menschen jeden Tag machen: scherzen, lachen, Selfies machen.

Dass Michelle Obama auf einem der Fotos alle Genderklischees der zickigen, unlustigen Ehezicke erfüllt, die von ihrem flirty Mann genervt ist, macht die Bilder zu einem doppelten Win für den Betrachter. Auch wenn das nichts mit der Realität zu tun haben muss.

Nehmen wir die Bilder also als das, was sie sind: Schöne Schnappschüsse, die nicht überinterpretiert werden sollten. Zumindest nicht.


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