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Channel: Medien – Daniel Bröckerhoff
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new.myspace.com – schon wieder ne Gated Community? Lame.

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2013-01-16 facebook

…postete Kollege Markus “@videopunk“ gerade aus der gated community Facebook über das wiederauferstandene Myspace. Das jetzt “New Myspace” heißt. Erwartungsfroh klickte ich auf den Link und sah: Nichts.

Das Myspace, was ich noch in meinen Erinnerungshirnwindungen abgelegt hatte, war eine Plattform, auf der man sich ein Profil einrichten und damit allerlei Schabernack treiben konnte. Zum Beispiel mit animated Hintergrund-Gifs für Augenkrebs sorgen.

Sehen konnte das jeder, der es sich antun wollte. Ein Login war nur nötig, wollte man sich verbinden, “Freunde werden”, sich in den Kommentaren für das Ani-Gif bedanken oder seinen eigenen Myspace-Hintergrund häßlich machen.

Timberlake statt Videopunk

Und jetzt? Seh ich Herrn Timberlake im Anzug, der ernst guckt und die Haare schön hat, wenn ich die Myspace-Seite von Markus sehen will.

Das ist alles nicht neu, eigentlich nicht der Rede wert, müssten wir nicht mal darüber reden, was gerade mit “unserem” Netz passiert. Angestoßen hat die Diskussion Ende 2012 Johnny “Spreeblick” Häusler, der meinte, wir müssten 2013 das Web zurückerobern. Und seitdem in gut zwei Wochen drei Artikel produziert hat. Naja.

Wellen hat er mit seinem Aufruf trotzdem gemacht und die Kollegen von Breitband haben sich dann auch dankenswerterweise damit ausgiebig beschäftigt.

Abhängig von Facebook & Co

Mit Johnnys These bin ich auch mehr als d’accord: Mittlerweile wird lieber getumblert, getwittert, gefacebookt, gepinterested und geinstergramt als gebloggt.

Das macht uns abhängig von diesen Firmen, weil die Daten nicht mehr in unserer Hand liegen und wir keine Ahnung haben, was damit so passiert. Was, wenn eine der Firmen auf einmal dicht macht? Geht nicht? Das hat Kim Dotcom auch geglaubt. Bis sie ihm Megaupload schlossen.

Und: Das macht uns durchleuchtbar. Jaja, Datenschutzparanoia my ass. Aber wer einmal kurz nachdenkt, was er über diese Firmen so von sich preisgibt, vor allem in Chats und Direktnachrichten, kommt vielleicht ins Grübeln. Soll das wirklich jeder Mitarbeiter der Firma, der potentiell Zugriff auf diese Daten hat, lesen dürfen? Und die Polizei? Der Staatsschutz? Ach, die interessieren sich nicht für euch? Na, dann ist ja gut. Oder?

Bloggen? Meh.

Bloggen? Meh.

Bloggen? Anstrengend.

Die Gründe, warum wir es trotzdem tun (auch ich) liegen auf der Hand. Ein Blog, der auf gemietetem Webspace oder sogar einem eigenen Server liegt macht: Arbeit.

Man muss sich mit Datenbanken beschäftigen, mit FTP-Programmen und Zugangsdaten. Man muss ein CMS aufspielen, ein Design aussuchen, anpassen oder gleich selbst entwerfen, Plugins installieren und dann läuft trotzdem immer irgendwas schief. Spätestens seitdem ich vorgestern einen Abend gebraucht habe, um diesen Artikel in eine lesbare Form zu bringen weiß ich wieder: Bloggen? Anstrengend.

Tumblr, Twitter, Facebook, Instagramm und wie sie alle heißen machen alles von selbst. Einfach zu pflegen. Einfach zu checken. Schön bequem. Und: Vermeintlich kostenlos.

Und: Für vermeintlich vertrauliche digitale Kommunikation gibt es überhaupt keine Alternativen, wenn man mal von Geek-Chat-Protokollen wie Jabber und verschlüsselten Emails absieht. Massentauglich ist das alles nicht.

Interaktion wird zum Inter-Akt

Wer in sozialen Netzen interagieren will, muss sich nur einloggen, seine Freunde suchen und loslegen. Wenn man passiert kriegt man Bescheid.

Auf Blogs muss man sich u.U.  für jeden Kommentar anmelden. Wenn man dann Bescheid wissen will, ob noch jemand was zu sagen hat,  eine Email-Benachrichtigung einrichten, die dann auch noch per Double-Opt-In bestätigt werden muss (Datenschutz!). Wie nervig ist das bitte? Und wie 2002?

Ich gestehe: Ich diskutiere und interagiere auch lieber auf Facebook oder Twitter als auf Blogs. Ganz einfach, weil es eine zentrale Anlaufstelle für alle Inhalte ist, die mich interessieren. Würde ich das für meine Lieblingsblogs ähnlich halten, müsste ich dutzende von Seiten ständig auf haben und die Kommentare überwachen oder alternativ mein eh schon gestresstes Postfach mit Benachrichtigungsmails zubomben lassen.

Und die einzigen Menschen, mit denen ich über Jabber kommuniziere sind der eine oder andere Hacker. Alle anderen kennen das nicht.

Was ist die Lösung? Keine Ahnung

Was ist jetzt die Lösung? Ich gestehe: Ich weiß es nicht. Es gibt Ideen von Open Source-Entwicklern, die meinen, wir alle sollten unseren Server zuhause stehen haben, wo unsere Daten und unsere Kommunikation draufliegt. Und nur wer von uns autorisiert wird, darf darauf zugreifen.

Eine Utopie? Vielleicht. Aber die meisten Menschen haben mindestens einen Rechner zuhause, der ständig am Netz hängt. Der ließe sich relativ einfach zum Server machen. Aber massentauglich? Nee. Noch nicht.

Dann gibt es noch Versuche wie Diaspora, das auf eine Entwicklercommunity hofft, die das unkommerzielle soziale Netzwerk aus Spaß an der Freude weiterentwickeln. Ich war dort mal eingeloggt. Vor Ewigkeiten. War nichts los.2013-01-16 app.netUnd dann gibt es Firmen wie App.net. Eine Art Twitterklon, der 5$/Monat oder 35$/Jahr kostet und im Gegenzug verspricht, dass es keine Werbung gibt und die User ihre Daten kontrollieren können. Einen Account? Hab ich noch nicht. Und außer Dennis Horn von WDR kenne ich auch keinen, der dort ist.

Für den Elektrischen Reporter hab ich letztes Jahr mal einen Beitrag gemacht, der sich mit diesem Problem beschäftigt:

Ich hab mir trotzdem vorgenommen, 2013 zum Return-of-the-Blog-year zu machen. Nur weil uns gerade keine andere Alternative einfällt, heißt das nicht, dass wir aufgeben müssen.

tldr

Das neue Myspace ist alter Scheiß in neuen Tüten. Wir brauchen dringend nichtkommerzielle Alternativen zu den sozialen Netzwerken, die uns abhängig machen und unsere Daten verwursten. Wie die aussehen weiß ich aber auch noch nicht.


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