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Channel: Medien – Daniel Bröckerhoff
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Warum der Kampf “Print vs Online” blödsinnig ist

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Als wir am Montag in der Zapp-Redaktion über die “Fälle” Plöchinger (SZ) und Böger (taz) sprachen, die beide Probleme hatten, in die Chefredaktion ihrer Häuser aufzurücken kamen wir schnell auf die Thematik “Online vs Print”. Mein Reaktion: Oh Gott, bitte nicht schon wieder.

Ich hatte einfach keine Lust, schon wieder einen Magazinbeitrag mit sprechenden Köpfen zu machen und dazwischen “Themenbilder Online und Print” zu schneiden.

Also bot ich an: Ich mach das, aber ich mach es anders. Eine Polemik, mit eigener Meinung. Und eigenem Stil.

Ich hatte schon länger vor, einen Film für’s Fernsehen in Webvideo-Ästhetik zu machen, das schien die Gelegenheit zu sein. Und zu meiner Freude hatte keiner was dagegen. Im Gegenteil: “Ja, mach mal”, war die lapidare Antwort. Wir hatten großen Spaß beim Drehen und Schneiden, beim lustige-gifs-suchen und polemisieren. Aber ich musste auch feststellen: Webvideo macht nicht so viel weniger Arbeit als ein “normaler Magazinbeitrag”. Man muss nur nicht soviel rumreisen, um ein Interview zu machen.

Was meint ihr? Experiment gelungen?

//Nachtrag 18:44h//

Weil @erbloggtes danach fragte: Das ganze Video vom gemütlich badenden Hasen findet ihr hier. Die Meldung vom Igel im Puddingbecher gibt es hier.

//Nachtrag 18.4.14. 9:44h//

Michael Andrew hat auf seinem Blog eine interessante Perspektive auf das Thema. Er sieht den Graben zwischen Print und Online vor allem auch bei der Frage, wieviel Unterhaltung im Journalismus sein darf:

Imagine living in a world where the only type of content you can read online are investigative pieces exposing some financially or morally corrupt company – day in, day out. Doesn’t matter if it’s Friday night or Monday afternoon – these are the only type of journalism you’ll be able to read, like it or not.

That’s not really a world I – or anyone not involved in the journalism industry – would like to live in. That, I can guarantee you.

Natürlich will kein Mensch den ganzen Tag harte News lesen und sich mit Fakten und Zahlen über den Zustand der Welt auseinandersetzen.

Ich auch nicht. Ich mag Igelbilder und Hasenvideos. Ich hänge auf 9gag rum und gucke virale Videos. Ich bin ein großer Fan von Blödsinn. Aber
Albernheiten und Blödsinn zusammentragen ist für mich kein Journalismus.

Dafür muss ich keinen Journalisten beschäftigen, der vielleicht noch ein Studium und eine journalistsche Ausbildung absolviert hat. Das können 9gag oder reddit im Zweifel besser und schneller.

Und klar: Diese Artikel bringen Klicks und Reichweite wie Rhein-Zeitung-Kollege Lars Wienand zu Recht anmerkt. Und vielleicht klickt dann der Leser, der für den Igel im Puddingbecher gekommen ist noch auf den Ukraine-Artikel. Das wäre die ideale Variante.

Aber die Verlockung für Verlagsmanager, sich zu weit auf die Seite der Non News zu begeben ist groß. Sehr.

Müssen sich Unterhaltung und Journalismus ausschließen?

Am liebsten wäre es mir aber, wenn Journalismus und Unterhaltung sich nicht gegenseitig ausschließen würden. Warum muss Information trocken sein? Warum darf Unterhaltung nicht klug sein und machen?

Unterhaltender Journalismus, der weder flach noch populistisch ist, ist meine Vision für den Journalismus der Zukunft. Dieser Zapp-Beitrag ist ein Versuch in diese Richtung, genau wie meine Reportagen für Klub Konkret.


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